Unter den sechzehn Autoren des Sammelbandes sind Fach- und Kirchenhistoriker ebenso vertreten wie Fachleute aus unterschiedlichen kirchlichen Handlungsfeldern. Einige Autoren schreiben aus einer gewissen wissenschaftlichen Distanz aufgrund intensiven Literatur- und Quellenstudiums, andere bringen als Zeitzeugen eigene Erfahrungen und Erlebnisse ein.

Einen breiten Raum im Sammelband nimmt der Komplex der Liturgiereform ein, die zu den ersten Beschlüssen des Konzils gehörte und die für die Gläubigen am deutlichsten sichtbar machte, dass sich in der katholischen Kirche etwas veränderte. Der Liturgiewissenschaftler  Jürgen Bärsch stellt dar, welche positiven Auswirkungen, aber auch welche Schwierigkeiten im Erzbistum Paderborn und in einzelnen Kirchengemeinden auftauchten. Der Beitrag von Erika Heitmeyer und Maria Kohle wird die Entwicklungslinie zum neu erschienenen  Gotteslob geuogen. Ebenfalls dem Bereich Liturgie kann der Beitrag von Diözesanbaumeisterin Emanuela von Branca, Stephanie Lieb und Heinrich Otten zugeordnet werden, die in einem Fachgespräch Entwicklungen des Kirchenbaus vor und nach dem Konzil unter besonderer Berücksichtigung Paderborner Besonderheiten diskutieren.

Die Bistumshistoriker Hans Jürgen Brandt und Karl Hengst nehmen in besonderer Weise die am Zweiten Vatikanischen Konzil beteiligten Paderborner Bischöfe und deren Berater in den Blick.

Von der Situation „vor Ort“ in der Gemeinde berichtet als Zeitzeuge des Konzils Werner König, der seine Erfahrungen als Vikar und Pfarrer reflektiert und damit deutlich macht, welche Möglichkeiten sich durch die Konzilsbeschlüsse in der pastoralen Arbeit eröffneten, welche Konflikte aber auch entstehen konnten.

Ebenfalls stark autobiographisch geprägt ist der Beitrag von Konrad Schmidt, der die Ausbildungssituation der Priester vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil an der Theologischen Fakultät in Paderborn untersucht. Einen eigenen Abschnitt widmet er dem Konflikt um den Paderborner Theologen Eugen Drewermann.

Wie sich das neue Kirchenbild des Konzils auf die pädagogische und pastorale Arbeit mit jungen Menschen auswirkte, untersuchen Gerhard Krombusch für den Bereich der Schule und des Religionsunterrichtes und Franz Hucht für die katholische Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn.

Durch das Wirken des damaligen Paderborner Erzbischofs Lorenz Kardinal Jaeger hatte die Ökumene im Erzbistum Paderborn eine besondere Bedeutung. Michael Hardt beschreibt die Rolle Jaegers und seiner Mitarbeiter für die ökumenische Arbeit im Konzil, aber auch die Auswirkungen, die das Ökumenedekret des Konzils ganz praktisch im Erzbistum hatte.

Eine Gruppe, die besonders von durch das Konzil angestoßenen Reformen betroffen war, bildeten die Ordensleute, vor allem die Mitglieder der weiblichen Ordensgemeinschaften. Die Chancen, aber auch die Schwierigkeiten und negativen Auswirkungen, die das für einzelne Orden und Konvente bedeutete, sind Thema des Beitrags von Gisela Fleckenstein.

Abschließend bietet Arnold Otto eine „quantitative Analyse“ der Konzilsrezeption im Erzbistum Paderborn. Die von ihm vorgestellten, zum Teil ernüchternden Zahlen zeigen, dass das Konzil in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern Teil eines Säkularisierungsprozesses war, den es nicht umkehren konnte.

Mit Beiträgen von Hans Jürgen Brandt, Karl Hengst, Jürgen Bärsch, Erika Heitmeyer, Maria Kohle, Emmanuela von Branca, Stephanie Lieb, Heinrich Otten, Werner König, Konrad Schmidt, Gerhard Krombusch, Franz Hucht, Michael Hardt, Gisela Fleckenstein und Arnold Otto.

Pahlke, Georg (Hg.): Aufbruch im Umbruch. Das Zweite Vatikanische Konzil und das Erzbistum Paderborn, Paderborn 2017