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Kommission für kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn
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Robert Pech

Kirche im Wandel. Organisatorische und institutionelle Grundlagen der Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen 1945-1963

Weit mehr als die Hälfte der katholischen Vertriebenen fand nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat in Regionen mit einem bis zu neunzigprozentigem protestantischem Bevölkerungsanteil, in mehrfcher Hinsicht eine Herausforderung für die konfessionelle Integrationsfähigkeit.

Vielen Vertriebenen, die aus geschlossen katholischen Gebieten kamen, wurde die „Diasporareife“ abgesprochen. Andere wurden in katholischen Gebieten angesiedelt, trafen dort aber auf andere Frömmigkeitsformen und Traditionen, so dass es zu Abgrenzungs- und Austauschprozessen kam.

Die Tagung will die schwierige und ungemein differente „Neuaufstellung“ der katholischen Kirche in Deutschland resp. das Zueinanderfinden – wie auch das teilweise Nicht-Zueinanderfinden – von Katholikinnen und Katholiken „vor Ort“ und neu hinzukommenden Katholikinnen und Katholiken aufzeigen. Welche Wege suchten und fanden die Bistumsleitungen und die Gläubigen, um unter schwierigsten äußeren Rahmenbedingungen neu Kirche bzw. Gemeinde sein zu können und den Glauben zu leben? Und wie veränderte sich eigentlich die sog. Volksfrömmigkeit durch das „Verweben“ der bisweilen doch recht unterschiedlichen katholischen Traditionen?

Ein besonderer Blick gilt dem „Neubau“ der kirchlichen Möglichkeiten und des kirchlichen Lebens durch den Bau resp. die Einrichtung von Kirchen, Kapellen und Gemeindezentren sowie Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Altenheimen sowie konfessionsgebundenen Schulen. Wie waren die vielen – und nicht selten mit hohen Kosten verbundenen – Projekte überhaupt realisierbar, wie verbanden sich in den Jahren 1945 bis 1965 Solidarität, Ausgleich und Unterstützung? Und wie entwickelten sich aus dem „bunten Mix“ unterschiedlicher Katholizismen schließlich neue Gemeinden, wie fand die katholische Kirche in Deutschland im Vorfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils – und eingebunden in die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit – zu einer neuen inneren und äußeren Ausgestaltung?

Geplantes Programm:

– Prof. Dr. Hans-Georg Aschoff: Georg Wengler als Vertriebenenseelsorger im Bistum Hildesheim
– Dr. Franz Jürgen Selke Witzel: „Morgenstern in finsterer Nacht“. Das Diasporabistum Hildesheim und das ostdeutsche Kirchenliedgut
– Dr. Zofia Durda: „Dass alle eins seien“ – die Kirche St. Ansgar in Seevetal-Hittfeld
– Dr. Heinke Kalinke: Maria in der Ferne – eine Vertriebenenwallfahrt als Konfliktfeld und Erinnerungsort
– Prof. Dr. Jaroslav Šebek: Gemeinde(neu)bildung in Böhmen und Mähren
– Prof. Dr. Andrzei Kopiczko: Gemeindebildung im Ermland – Materialgrundlage
– Prof. Dr. Igor Halagida: Zur Seelsorge an den ukrainischen Neusiedlern
– Dr. Stefan Amt: Notkirchen – architekturhistorische Definition und Beispiele aus der Diözese Hildesheim
– Thomas Oschmann: „Den Flüchtlingen einen neuen religiösen Mittelpunkt geben…“ Architekt Martin Schilling und die Notkirchen der frühen Nachkriegszeit
– Susanne Schmidt: Zur Überlieferung zum Thema Flucht, Vertreibung und Integration im Archiv des Erzbistums Bamberg
– Weihbischof Dr. Reinhard Hauke / Prof. Dr. Rainer Bendel / Dr. Thomas Scharf-Wrede: Sicherung der Überlieferung der Vertriebenenverbände
– Dr. Elisabeth Fendl: Geschichten vom Aufbau: Die Kirchenbauten in der Vertriebenengemeinde Neutraubling
– Ferdinand Müller: Flüchtlingsseelsorge im Erzbistum München und Freising in den 1950er-Jahren
– Dr. Markus Schubert: Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen durch Initiativen von Verbänden, Organisationen und heimatvertriebenen Priesterpersönlichkeiten im Bistum Passau nach 1945
– Dr. Torsten Müller: Beheimatung oder Abwanderung? Die katholischen Vertriebenen in der DDR
– Prof. Dr. Michael Hirschfeld: Orden in der Vertriebenenseelsorge
– Krisztina Kaltenecker: Die Siedlung und Katholische Kirchengemeinde Sankt Stephan bei Darmstadt 1947–1949. Zur Integrationsleistung der Kirchlichen Hilfsstelle Frankfurt am Main
– Prof. Dr. Rainer Bendel / Prof. Dr. Klaus Unterburger / Dr. Thomas Scharf-Wrede: Abschlussreflexion

Programmänderungen bleiben vorbehalten.

Veranstalter:

Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V.,
Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland,
Historischer Verein Ermland,
Ackermann-Gemeinde Regensburg,
Katholische Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg

Veranstaltungsort:

Runtingersaal in Regensburg

Anmeldung:

Bis 15. August 2023 beim
Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V.
(IKKDOS), Tübingen
Tel.: (07071)-949017
Fax: (03212)-6275151
E-Mail: ikkdos@web.de


Quelle: H-Soz-Kult, 31.07.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-137835>.