An der Universität Paderborn wird zur Zeit eine kirchenhistorische Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum zu den Amtszeiten der Erzbischöfe Lorenz Jaeger, Johannes Joachim Degenhardt und Hans-Josef Becker erarbeitet. Erste Zwischenergebnisse und Teilveröffentlichungen haben in den letzten Monaten in der katholischen Martinusgemeinde und in der Stadt Olpe zu kontroversen Diskussionen um den Namen des Jugend- und Gemeindezentrums geführt.
Seit Jahrzehnten trug das kirchliche Kinder- und Jugendzentrum, in dem sich auch Gemeinderäume der St. Martinus-Pfarrei befinden, den Namen des in Olpe aufgewachsenen und sein ganzes Leben mit der Stadt eng verbundenen Kardinals und Erzbischofs Lorenz Jaeger. In der Debatte um Vertuschung sexuellen Missbrauchs, Schutz der Täter und Missachtung der Betroffenen werden auch Jaeger schwere Fehler und Versäumnisse vorgeworfen. Daraus zogen jetzt der Gesamtpfarrgemeinderat Olpe und der Kirchenvorstand St. Martinus die Konsequenz, die Umbenennung des Hauses zu beschließen. In Zukunft wird es „Gemeindezentrum St. Martinus und OT Olpe“ heißen.
„Nach Auffassung der Gremienvertreter von Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand ist es nicht angemessen, dass ein Haus, in dem Jugendarbeit stattfindet, den Namen einer Person trägt, die sich im Umgang mit Missbrauchstätern und deren Opfern falsch verhalten hat. Natürlich gab es in der Vergangenheit auch systemische Ursachen des Mißbrauchs. Die Versäumnisse einzelner Bischöfe sind einzubetten in eine „Kultur“ des Wegschauens und Verdrängens einer ganzen Gesellschaft. Das entbindet jedoch nicht Menschen in Leitungs- und Führungspositionen, wie zum Beispiel Kardinal Lorenz Jaeger, von ihrer persönlichen Verantwortung. Für Missbrauchsopfer ist der bisherige Name des Gebäudes nachvollziehbar eine bleibende Provokation“, heißt es auf der Internetseite des Pastoralen Raums Olpe-Drolshagen.