Seit Ende des letzten Jahres gibt es Überlegungen in der deutschen Bischofskonferenz, die finanzielle Unterstützung der Kommission für Zeitgeschichte mit Sitz in Bonn völlig einzustellen, nachdem sie im Rahmen von Sparbeschlüssen in der Vergangenheit schon reduziert wurde.
Die 32 in der Kommission zusammengeschlossenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sandten am 16. Juni einen Offenen Brief an alle deutschen Diözesanbischöfe. Unter dem Titel „Zur Zukunft der Kommission für Zeitgeschichte“ weisen die Verfasser darauf hin, dass die Einstellung der finanziellen Unterstützung nicht nur für die kirchengeschichtliche Forschung einen Verlust darstellen würde, sondern als ein fatales Signal des weiteren Rückzugs der katholischen Kirche aus der Gesellschaft aufzufassen wäre.
Die 1962 gegründete nicht-universitäre Einrichtung, widmet sich der Erforschung der politschen und sozialen Geschichte des deutschen Katholizismus und weist damit nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal in Europa auf, sondern beförderte auch die politischen und gesellschaftlichen Diskurse des 20. und 21. Jahrhunderts. Arbeiten über die NS-Zeit, die DDR, über Zwangsarbeit, Gewalt gegen Heimkinder und sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sowie ein großes DFG-Projekt über „Katholischsein in der Bundesrepublik“ sind nur einige Beispiele, die die „stets notwendige historische Selbstvergewisserung entscheidend vorangetrieben“ haben, so die Unterzeichner des Briefes. Sie appelieren darum nachdrücklich, „diese für die bundesdeutsche Gesellschaft bedeutsame katholische Wissenschaftseinrichtung nicht einem reinen Sparzwang zu opfern. Gerade Einrichtungen wie die Kommission für Zeitgeschichte sind in einem zunehmend wissenschaftsskeptischen und für Fake-News anfälligen Umfeld unverzichtbar, um in den aktuellen und künftigen Auseinandersetzungen über die Zukunft von Religion und Kirche den notwendigen Beitrag zum historisch-kulturellen Verstehen zu leisten.“
Die Erstunterzeichner des Briefes, Prof. Dr. Thomas Brechenmacher, Dr. Hans Reckers und PD Dr. Frank Kleinehagebrock bitten alle, denen die zeitgeschichtliche Erforschung der Entwicklung des deutschen Katholizismus und seiner Bedeutung für Staat und Gesellschaft am Herzen liegt, den Offenen Brief namentlich zu unterstützen.
Der Brief ist auf der Homepage der Kommission für Zeitgeschichte abrufbar, zugleich ist eine Möglichkeit zur namentlichen Registrierung eingerichtet. Beides ist unter folgendem Link ereichbar: https://www.kfzg.de/offener-brief