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Kommission für kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn
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© pixabay / Chris Stermitz

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche: Studien und Gutachten

Sexueller Missbrauch als Forschungsgegenstand

Das Jahr 2010 bedeutete für die katholische Kirche in Deutschland so etwas wie eine „Zeitenwende“. Die Aufdeckung und Veröffentlichung des jahrelangen sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt in dem von Jesuiten geleiteten Canisius-Kollegs in Berlin durch den damaligen Leiter, P. Klaus Mertes SJ, brachte ans Licht, dass es sich bei Missbrauchstaten innerhalb der Kirche in Deutschland keinesfalls nur um „bedauerliche Einzelfälle“ handelte, sondern dass seit Jahrzehnten Priester und andere Verantwortliche in allen deutschen Diözesen und in vielen Ordensgemeinschaften sich des sexuellen Missbrauchs an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen schuldig gemacht hatten sowie Bischöfe und andere Verantwortliche in Leitungsämtern durch Vertuschung nicht nur Täter geschützt, sondern auch weitere Taten ermöglicht hatten.
Was deutsche Kirchenvertreter noch einige Jahre vorher, als in den USA, in Irland und Australien ein ähnliches Ausmaß an Vergehen bekannt geworden war, für die Kirche in Deutschland nicht wahrhaben wollten, entwickelte sich jetzt in kürzester Zeit zu einer der größten Vertrauenskrisen der katholischen Kirche in Deutschland. Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte u.a. auf den sich ausbreitenden Skandal 2011 durch den Beschluss, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben. Nach Unstimmigkeiten mit dem Auftragsnehmer wurde das Forschungsinstitut noch einmal gewechselt, bis im September 2018 die MHG-Studie als erste umfassende wissenschaftliche Untersuchung zu den kirchlichen Missbrauchstaten in Deutschland vorlag.
Diese Studie war Anlass für eine Reihe von (Erz-)Bistümern und katholischen Organisationen, eigene Untersuchungen zu initiieren bzw. zu beauftragen, von denen einige inzwischen vorliegen und veröffentlicht oder teilveröffentlicht sind, andere sind noch in Arbeit. Die Perspektiven und Schwerpunkte sind in den Projekten unterschiedlich gesetzt. In einige Bistümern fokussierte man sich auf die rechtliche Untersuchung der Missbrauchsfälle und deren Behandlung in den Ordinariaten und beauftragte folgerichtig Anwaltskanzleien mit der Erstellung von juristischen Gutachten. Andere entschieden sich für eine (kirchen-)historische oder (sozial-)psychologische Untersuchung, die in der Regel von Teams universitärer Institute erarbeitet wurde oder wird.
Auch der Zeitraum, den die verschiedenen Studien abdecken, ist nicht einheitlich. In der Regel geht es um die Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg bis in das erste oder zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Einige Arbeiten orientieren sich aber auch an Amtszeiten von Diözesanbischöfen.
Im Folgenden wird versucht, einen Überblick über die Forschungsprojekte zu sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche in Deutschland zu geben. Dabei werden die im Netz zugänglichen Ergebnisse und/oder Teil- bzw. Zwischenergebnisse aufgelistet. Verlinkungen zu Informationen der Bistümer bzw. Organisationen sowie der Auftragnehmer, soweit im Netz auffindbar, ergänzen das Angebot. Berichte und Kommentare aus Medien wurden an dieser Stelle nicht wiedergegeben, da das den Rahmen gesprengt hätte. Das gilt auch für die Darstellung der wichtigen Arbeit von Betroffenenbeiräten, unabhängigen Aufarbeitungskommissionen, Präventionsstellen usw., soweit sie nicht an der Erstellung von Gutachten und Studien beteiligt sind. Damit beschränkt sich die Dokumentation bewusst auf einen Teilbereich der erfolgten und noch zu leistenden Aufarbeitungsarbeit in der katholischen Kirche in Deutschland. Eine Pressedokumentation zu einzelnen Studien ist u.a. auf der Webseite der Betroffeneninitiative Ost zu finden.
Für Rückmeldungen, Ergänzungen und Korrekturen sind wir dankbar und werden uns bemühen, die Informationen laufend zu aktualisieren. Bitte nutzen Sie das Kontaktformular am Ende der Seite.
Alle Informationen sind mit Stand von Januar 2023 zusammengestellt worden, auf Aktualisierungen, Korrekturen, Ergänzungen und Fortschreibungen wird in den einzelnen Artikeln verwiesen.

Aktualisierungen/Ergänzungen:
27.01.2023 Veröffentlichung: Vorstudie des BDKJ.
14.02.2023 Vorstellung der IPP -Studie zum Missbrauch im Bistum Essen.
23.02.2023 Hinweis auf Pressedokumentation, Ergänzung Kloster Ettal.
25.02.2023 Abschlussbericht Erzbistum Hamburg zu Missbrauch in Mecklenburg.
04.03.2023 Studie Bistum Mainz.
12.03.2023 Psychologische Studie zum Bistum Trier beauftragt.
19.04.2023 Abschlussbericht Erzbistum Freiburg.
01.05.2023 Jahresbericht Aufarbeitungskommission Bistum Rottenburg-Stuttgart.
26.08.2023 Unabhängige Untersuchung des Kindermissionswerks zu Pfarrer Pilz.
28.01.2024 ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch im Bereich der evangelischen Kirche (Sonstige Studien).
20.02.2024 „Inszenierte Keuschheit“, Kirchengeschichtliche Untersuchung zu Missbrauch im Jesuitenorden im 17. und 18. Jahrhundert (Sonstige Studien)
11.04.2024 Jahresbericht 2023 der Aufarbeitungskommission Bistum Rottenburg-Stuttgart.
08.05.2024 Abschlussbericht zum Missbrauchskomplex um Pfarrer Edmund Dillinger (Bistum Trier).
11.06.2024 Abschlussbericht zu sexualisierter Gewalt durch Mitglieder der Deutschen Provinz der Franziskaner-Minoriten.
05.07.2024 Studie: Aufarbeitung und Dokumentation zur Situation in Kinderkurheimen des DiCV Mainz.
25.07.2024 Zweiter Zwischenbericht der historischen Studie zum Bistum Trier: Amtszeit Bischof Spital (1981-2001).

 

Abgechlossene und laufende Studien:

Die Veröffentlichung sexueller Gewalt am Canisius-Kolleg der Jesuiten in Berlin im Jahre 2010 führte dazu, dass eine zweite überregional bekannte katholische Bildungseinrichtung, Schule und Internat des bayerischen Klosters Ettal, in den Fokus der Öffentlichkeit kam. Auf Initiative des Vereins der Ettaler Missbrauchsopfer e.V. bekam das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) Anfang 2011 den Auftrag, eine Studie zu erarbeiten. Das von Prof. Dr. Heiner Keupp geleitete Forschungsprojekt stellte sein Ergebnis im Januar 2013 unter dem Titel „Sexueller Missbrauch, psychische und körperliche Gewalt im Internat der Benediktinerabtei Ettal – Individuelle Folgen und organisatorischstrukturelle Hintergründe“ der Öffentlichkeit vor.

Studie des IPP München: Sexueller Missbrauch, psychische und körperliche Gewalt im Internat der Benediktinerabtei Ettal (Januar 2013)

Informationen des IPP München…

Im Oktober 2017, also noch vor Veröffentlichung der grundlegenden MHG-Studie, veröffentlichte die damalige Interimsleitung des Bistums Hildesheim ein Gutachten, das vom Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) erarbeitet worden war. Die „Untersuchung von Fällen sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich des Bistums Hildesheim“ stand im engen Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Geistliche am Canisius-Kolleg in Berlin. Ebenfalls erhobene Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1957-1982) persönlich konnten laut IPP weder bewiesen noch entkräftet werden.

Nach der Veröffentlichung der MHG-Studie beauftragte der neue Hildesheimer Bischof, Heiner Wilmer SCJ, im April 2019 einen Kreis externer Fachleute um die ehemalige niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz mit dem Aufarbeitungsprojekt „Wissen Teilen“. Die von dieser Gruppe durchgeführte Sichtung einschlägiger Akten sowie Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen bezogen sich ebenfalls auf die Amtszeit Heinrich Maria Janssens. Wegen des Widerspruchs eines Beteiligten konnte im September 2021 vorläufig nur die sozialwissenschaftliche Untersuchung des IPP und damit der zweite Band des Abschlussberichts „Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Hildesheim während der Amtszeit von Bischof Heinrich Maria Janssen“ veröffentlicht werden. Gleichzeitig wurde angekündigt, Band 1 („Zusammenfassende Darstellung und Archivrecherche“) werde nach Überarbeitung „in Kürze neu eingestellt“, was bisher nicht erfolgt ist.

Links:

Gutachten des IPP München: Untersuchung von Fällen sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich des Bistums Hildesheim–Fallverläufe, Verantwortlichkeiten, Empfehlungen (Oktober 2017)

Abschlussbericht der Expertengruppe zum Projekt »Wissen Teilen«, Band 2 des IPP München: Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Hildesheim während der Amtszeit von Bischof Heinrich Maria Janssen (April 2021)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Hildesheim… 

Informationen des IPP München… 

Im Juni 2011 erteilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) Prof. Christian Pfeiffer und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen den Auftrag, eine Studie zum sexuellen Missbrauch in allen deutschen Diözesen zu erstellen. Dieser Auftrag wurde allerdings schon im Januar 2013 nach Unstimmigkeiten zwischen den Vertragspartnern widerrufen.

Im März 2014 bekamen daraufhin drei universitären Forschungsinstitute in Mannheim, Heidelberg und Gießen einen interdisziplinären Forschungsauftrag, an dem Psychologen/Psychiater, Gerontologen und Kriminologen beteiligt waren. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen wurde als MHG-Studie (benannt nach den Standorten der drei beteiligten Universitäten) bekannt und bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September 2018 unter dem Titel „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ veröffentlicht.

Links:

MHG-Studie: Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz (September 2018)

Informationen und Stellungnahmen der Deutschen Bischofskonferenz… 

Drei Untersuchungen gab das Bistum Regensburg zur Aufarbeitung (sexualisierter) Gewalt bei den „Regensburger Domspatzen“, dem weltberühmten Knabenchor des Bistums, in Auftrag.

Im Juli 2017 legten die Rechtsanwälte Ulrich Weber und Johannes Baumeister den Untersuchungsbericht „Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen“ (vollständige Buchausgabe erschien 2019 unter gleichem Titel im Springer-Verlag, Wiesbaden) vor. Ergänzt und ausgefaltet wurde der Bericht durch zwei sich anschließende wissenschaftliche Untersuchungen, die 2019 veröffentlicht wurden.

Die Kriminologische Zentralstelle (KRIMZ) in Wiesbaden erarbeitete eine Aufarbeitungsstudie unter dem Titel „Sozialwissenschaftliche Analysen und Einschätzungen zur Gewalt bei den Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995. Parallel dazu veröffentlichten zwei Historiker am Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte der Universität Regensburg, Prof. Dr. Bernhard Löffler und Dr. Bernhard Frings, eine historische Studie. Letztere wurden in Auszügen im Netz veröffentlicht und erschien unter dem Titel „Der Chor zuerst – Institutionelle Strukturen und erzieherische Praxis der Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995 vollständig 2019 im Pustet-Verlag, Regensburg.

Links:

Untersuchungsbericht der Rechtsanwälte Ulrich Weber und Johannes Baumeister: Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen (Juli 2018)

Aufarbeitungsstudie des KRIMZ Wiesbaden: Sozialwissenschaftliche Analysen und Einschätzungen zur Gewalt bei den Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995 (2019)

Auszüge aus der historischen Studie Der Chor zuerst – Institutionelle Strukturen und erzieherische Praxis der Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995 von Bernhard Löffler und Bernhard Frings (Regensburg 2019)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Regensburg…

Informationen der KRIMZ Wiesbaden…

 

 

Im Bistum Limburg initiierten Diözesansynodalrat und Bischof nach Bekanntgabe der MHG-Studie ein diözesanes Folgeprojekt „Betroffene hören – Missbrauch verhindern: Konsequenzen aus der MHG-Studie“. 70 interne und externe Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen wurden mit der Aufarbeitung von Fällen im Bistum beauftragt. Die Vorstellung und Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgte im Juni 2020.

Links:

Projektdokumentation des Bistums Limburg: Betroffene hören – Missbrauch verhindern. Konsequenzen aus der MHG-Studie (Juni 2020)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Limburg…

 

Das Bistum Aachen ließ von der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl – Spilker – Wastl, München, ein juristisches Gutachten erarbeiten, das im November 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es beschäftigt sich mit Tätern aus dem Bistumsklerus im Zeitraum von 1965 bis 2019. Neben der juristischen Würdigung der Missbrauchsfälle geht das Gutachten auch auf das Handeln der Verantwortlichen in der Bistumsleitung ein. Begleitet wurde das Projekt von dem Historiker Dr. Marc Engels, Köln.

Links:

Gutachten der Kanzlei Westpfahl – Spilker – Wastl: Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker im Bereich des Bistums Aachen im Zeitraum 1965 bis 2019 – Verantwortlichkeiten, systemische Ursachen, Konsequenzen und Empfehlungen (November 2020)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Aachen… 

Information der Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl München… 

Im Anschluss an die MHG-Studie beauftragte das Erzbistum Berlin die Kanzlei Redeker – Sellner – Dahs in Berlin mit der Erarbeitung eines juristischen Gutachtens, das im Januar 2021 vorlag. Unter dem Titel „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich des Erzbistums Berlin seit 1946“ wurde es zunächst ohne den Teil C („Zusammenfassender Inhalt der Personalakten beschuldigter Kleriker“) veröffentlicht. Im September 2021 lieferte das Erzbistum diesen Teil nach, allerdings mit erheblichen Schwärzungen.

Links:

Gutachten der Kanzlei Redeker – Sellner – Dahs: Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich des Erzbistums Berlin seit 1946 (Januar 2021)

Nachgelieferter Teil C des Gutachtens

Informationen und Stellungnahmen des Erzbistums Berlin… 

Presseerklärung der Kanzlei Redeker-Sellner-Dahs Berlin… 

Auch das Erzbistum Köln hatte 2018 bei der Anwaltskanzlei Westpfahl – Spilker – Wastl, München, ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben, entschied dann aber nach dessen Fertigstellung im März 2020 kurzfristig, es aus rechtlichen Gründen nicht zu veröffentlichen.

Einen neuen Auftrag bekam die Kölner Kanzlei Gercke/Wollschläger, die im März 2021 ihre Ergebnisse für den Zeitraum von 1975 bis 2018 vorlegte. Der Schwerpunkt lag dabei auf „Pflichtverletzungen von Diözesanverantwortlichen des Erzbistums Köln im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Schutzbefohlenen durch Kleriker oder sonstige pastorale Mitarbeitende des Erzbistums Köln“.

Links:

Gutachten der Kanzlei Gercke/Wollschläger: Pflichtverletzungen von Diözesanverantwortlichen des Erzbistums Köln im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Schutzbefohlenen durch Kleriker oder sonstige pastorale Mitarbeitende des Erzbistums Köln im Zeitraum von 1975 bis 2018 – Verantwortlichkeiten, Ursachen und Handlungsempfehlungen (März 2021)

Informationen und Stellungnahmen des Erzbistums Köln…

Aktualisiert am 19.01.2023: Ankündigung einer Studie zum Studienseminar St. Michael, Traunstein

Die schon in Aachen und Köln tätig gewordene Münchener Kanzlei Westpfahl – Spilker – Wastl bekam auch vom Erzbistum München und Freising den Auftrag, unter juristischer Perspektive ein Gutachten zu erarbeiteten, das sie im Januar 2022 vorlegen konnte. Der Titel stimmte mit dem des Aachener Gutachten überein.
Für die Öffentlichkeit enthilet es eine besondere Brisanz, da in ihm auch der ehemalige Erzbischof, Joseph Kardinal Ratzinger, der nachmalige Papst Benedikt XVI., eine Rolle spielte.

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Erzbistums kündigte im Januar 2023 eine wissenschaftliche Studie zu Gewalt und Missbrauch im Studienseminar St. Michael in Traunstein an, einer Schule mit Internat für zukünftige Priesteramtskandidaten. Wer den Auftrag für das Forschungsprojekt erhalten soll, ist noch nicht bekannt.

Links:

Gutachten der Kanzlei Westpfahl – Spilker – Wastl: Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising von 1945 bis 2019 Verantwortlichkeiten, systemische Ursachen, Konsequenzen und Empfehlungen (Januar 2022)

Informationen und Stellungnahmen des Erzbistums München und Freising…

Informationen der Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl München...

Im Auftrag des Bistums Münster wurde ein historisches Forschungsprojekt an der dortigen Universität durchgeführt. Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Großbölting stellte im Juni 2022 die Studie unter dem Titel „Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche – Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945“ vor. Neben der Publikation auf der Website der Universität Münster erschien auch eine Buchausgabe im Herder-Verlag, Freiburg.

Links:

Frings/Großbölting/Große Kracht/Powroznik/Rüschenschmid: Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche – Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945 (Juni 2022)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Münster…

Informationen der Universität Münster…

Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz und des bischöflichen Hilfswerks ADVENIAT untersuchte die Rechtsanwältin und Mediatorin Dr. Bettina Janssen, Köln, die Akten der bei dem Hilfswerk angesiedelten Koordinationsstelle Fidei Donum. Diese Stelle vermittelt den pastoralen Einsatz deutscher Priester in Lateinamerika. Im Abschlussbericht der Untersuchung stand vor allem der ehemalige Leiter von Adveniat und spätere Bischof von Santo Domingo (Ecuador), Emil Stehle, im Fokus. Ihm wurde nicht nur persönlich sexueller Missbrauch vorgeworfen, sondern er half auch zahlreichen, wegen sexuellem Missbrauch straffällig gewordenen Geistlichen, sich durch zur Flucht der Strafverfolgung in Deutschland zu entziehen, indem er ihnen einen priesterlichen Einsatz in Lateinamerika vermittelte.

Links:

Abschlussbericht von Rechtsanwältin Bettina Janssen: Untersuchung der Akten der Koordinationsstelle Fidei Donum der Deutschen Bischofskonferenz Bei der Bischöflichen Aktion Adveniat in Essen (August 2022)

Informationen des Hilfswerkes Adveniat…

An der Universität Osnabrück forscht seit August 2021 ein interdisziplinäres Team unter der Leitung des Juristen Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke  und der Historikerin Prof. Dr. Sigried Westphal zum sexuellen Missbrauch im Bistum Osnabrück. Unter dem Titel „Betroffene – Beschuldigte – Kirchenleitung: Sexualisierte Gewalt an Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen im Bistum Osnabrück“ wird eine Studie erarbeitet, zu der seit September 2022 ein Zwischenbericht vorliegt. Er beschäftigt sich mit Pflichtverletzungen der Bistumsleitung. Der Abschlussbericht wurde am 3. Oktober 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Links

Zwischenbericht Pflichtverletzungen der Bistumsleitung zum Projekt Betroffene – Beschuldigte – Kirchenleitung (September 2022)

Abschlußbericht Betroffene – Beschuldigte – Kirchenleitung (Oktober 2024)

Informationen der Universität Osnabrück…

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Osnabrück…

 

 

Informationen des Bistums Osnabrück…

Informationen der Universität Osnabrück sowie Pressemeldungen vom 4. Mai 2021 und 20. September 2022

Im Bistum Eichstätt veröffentlichte die diözesane Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) im November 2022 einen Zwischenbericht, dem weitere Untersuchungen folgen sollen. Deser Zwischenbericht versteht sich als Ergänzung zu einem Fall aus der Untersuchung zu Fidei Donum und Adveniat vom August 2022 (s.o.). Ein Termin für weitere angekündigte Untersuchungen bisher nicht bennant.

Links:

Zwischenbericht der UAK im Bistum Eichstätt als Ergänzung zum Fall „FD-04“
der Untersuchung der Akten der Koordinationsstelle Fidei Donum der Deutschen Bischofskonferenz
bei der Bischöflichen Aktion Adveniat in Essen
(November 2022)

Informationen des Bistums Eichstätt…

Informationen der UAK der Diözese Eichstätt…

Auf Initiative der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier (UAK) erarbeiteten Prof. Dr. Lutz Raphael und Dr. Lena Haase, beide Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte der Universität Trier, die Studie „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Trier in der Amtszeit Bernhard Steins (1967–1981)“, die im Dezember 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um einen Zwischenbericht zu dem Projekt Sexueller Missbrauch von Minderjährigen sowie hilfs- und schutzbedürftigen erwachsenen Personen durch Kleriker/Laien im Zeitraum von 1946 bis 2021 im Verantwortungsbereich der Diözese Trier: eine historische Untersuchung“. Wann das Gesamtprojekt abgeschlossen sein wird, ist bisher nicht bekannt. Im Juli 2024 konnten die Autoren einen weiteren Zwischenbericht vorlegen, der die Amtszeit des Bischofs Hermann Josef Spital (1981-2001) umfasst.

Ergänzend zu dem historischen Projekt wurde im März 2023 eine psychologische Studie an der Universität Trier in Auftrag gegeben. Diese soll im Laufe von drei Jahren unter der Leitung von Dr. Petra Hank erarbeitet werden und zielt darauf ab, über das Ausmaß und die Folgen des sexuellen Missbrauchs aufzuklären und den Beitrag kirchlicher wie auch gesellschaftlicher Strukturen offenzulegen. Dazu sollen die Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs aus der Perspektive der Betroffenen zur Sprache kommen, um die von ihnen erlebte Gewalt sichtbar zu machen und die Folgen dieser Erfahrungen für ihren weiteren Lebensweg darzustellen. Ausdrücklich sollen auch Beschuldigte interviewt werden, um Informationen zu Vorgehensweisen von Tätern und strukturelle Bedingungen von Gewalt in kirchlichen Einrichtungen zu untersuchen.

Die Einzelstudie „Gewalt am bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein“ wurde im Februar 2022 von der Pädagogin Prof. Dr. Claudia Bundschuh und der Juristin Dr. Bettina Janssen vorgelegt.

Im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission untersuchten die ehemaligen Staatsanwälte Jürgen Bauer (Koblenz) und Ingo Hromada (Trier) den Komplex um den Priester Edmund Dillinger (1935-2022), dem der sexuelle Missbrauch von mindestens 19 Personen vorgeworfen wird. Der vorläufige Abschlussbericht der beiden Juristen wurde am 7. Mai 2024 in Trier veröffentlicht.

Links

Zwischenbericht Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Trier in der Amtszeit Bernhard Steins (1967–1981) (Dezember 2022)

2. Zwischenbericht Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Trier in der Amtszeit Hermann Josef Spitals (1981-2001) (Juli 2024)

Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier (November 2023)

Abschlussbericht Gewalt am bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein (Februar 2022)

Vorläufiger Abschlussbericht der wisenschaftlichen Studie zu den Umständen des Falles Edmund Dillinger (April 2024)

Informationen der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier… 

Informationen der Universitüt Trier…

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) veröffentlichte im Januar 2023 eine „Vorstudie zur Aufarbeitung sexueller Gewalt in den Jugendverbänden und Strukturen des BDKJ“. Sie wurde an der Universität Münster und der Hochschule Hannover von Hannah Esser, Dr. Bernd Christmann und Prof. Dr. Martin Wazlawik erstellt. Die aus sozialpädagogischer Perspektive erarbeitete Studie stützt sich auf 121 Rückmeldungen über Fälle bzw. Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt im Zeitraum von 1945-2021. Im Rahmen der Vorstellung kündigte der BDKJ-Bundesvorsitzende, Gregor Podschun, die Beauftragung einer „Hauptstudie“ an.

Vorstudie zur Aufarbeitung sexueller Gewalt in den Jugendverbänden und Strukturen des BDKJ im Auftrag des BDKJ (Januar 2023)

Informationen des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)…

Im Bistum Essen wurde im November 2020 ein relativ kurzer Bericht einer Kölner Anwaltskanzlei „über den Einsatz des Ruhegeistlichen A. im Bistum Essen“ veröffentlicht. Eine weitere Einzelstudie zum missbräuchlichen Einsatz von Medikamenten in der Heimerziehung am Beispiel des von Ordensschwestern geleiteten Franz-Sales-Hauses  erschien ebenfalls 2020. Gleichzeitig wurde das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung  (IPP) mit der umfassenderen sozialwissenschaftlichen Studie „Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen von 1958 bis heute“ beauftragt, die den gesamten Zeitraum der 65 Jahre alten Diözese umfasst. Die Studie, die unter der Leitung von Helga Dill aus sozialwissenschaftlichem Blickwinkel den sexuellen Missbrauch untersucht, wurde am 14.  Februar 2023 der Öffentlichkeitvorgestellt.

Links:

Dill/Täubrich/Caspari/Schubert/Hackenschmied/Pinar/Helming: Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen: Fallbezogene und gemeindeorientierte Analysen, IPP München (Februar 2023)

Bericht der Kanzlei axis Rechtanwälte, Köln: Bericht über den Einsatz des Ruhestandsgeistlichen A. im Bistum Essen (November 2020)

Kaminsky/Klöcker: Medikamente und Heimerziehung am Beispiel des Franz Sales Hauses (Zusammenfassung) (2020)

Informationen und Stellungnahmen des Bistums Essen…

Beim Universitätsklinikum Ulm beauftragte das Erzbistum Hamburg 2020 für die Teilregion Mecklenburg ein Forschungsprojekt. An der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Günzburg beschäftigten sich die Forscherinnen und Forscher unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Manuela Dudeck mit der „Aufarbeitung und Dokumentation des sexuellen Missbrauchs von katholischen Priestern und anderen im Dienst der Katholischen Kirche stehenden Personen an Minderjährigen in Mecklenburg von 1946 bis 1989“. Der Abschlussbericht der Untersuchung wurde am 24. Februar 2023 veröffentlicht. Es handelt sich dabei um die erste Studie, die sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in der ehemaligen DDR systematisch untersucht. Mecklenburg war als Bischöfliches Amt Schwerin zur DDR-Zeit in der katholischen Kirche ein eigenständiger provisorisccher Verwaltungsbereich und wurde nach 1989 in das neu gegründete Erzbistum Hamburg eingegliedert.

Abschlussbericht der Universität Ulm: Aufarbeitung und Dokumentation des sexuellen Missbrauchs von katholischen Priestern und anderen im Dienst der Katholischen Kirche stehenden Personen an Minderjährigen in Mecklenburg von 1946 bis 1989 (Juli 2021)

Informationen des Universitätsklinikums Ulm…

Informationen des Erzbistums Hamburg…

Die Regensburger Anwaltskanzlei Weber erarbeitete seit 2019 im Auftrag des Bistums Mainz unter dem Motto „Erfahren – Verstehen – Vorsorgen“ eine „Studie zu Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seit 1945 im Verantwortungsbereich des Bistums Mainz“, die am 3. März 2023 veröffentlicht wurde. Die Autoren Ulrich Weber und Johannes Baumeister untersuchen darin die Amtszeiten aller Mainzer Bischöfe seit 1945, darunter auch die Karl Kardinal Lehmanns, des langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Bericht: Erfahren. Verstehen. Vorsorgen. Studie zu Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seit 1945 im Verantwortungsbereich des Bistums Mainz (März 2023)

Informationen der Kanzlei Weber, Regensburg…

Informationen des Bistums Mainz…

 

Im Erzbistum Freiburg  konstituierte sich im Frühjahr 2019 eine Arbeitsgruppe Machtstrukturen und Aktenanalyse. Juristen und Kriminalisten arbeiteten unabhängig und legten am 18. April 2023 ihren Abschlussbericht vor, für dessen Veröffentlichung der Richter am Oberlandesgericht a. D. Eugen Endress und der Oberstaatsanwalt a. D. Edgar Villwock als Autoren auftraten. Die Arbeitsgruppe untersuchte 24 Einzelfälle, vornehmlich aus den Amtszeiten der Erzbischöfe Oskar Saier (1978-2002) und Robert Zollitsch (2003-2013). Beiden Oberhirten bescheinigt der Bericht massive Vertuschung und Missachtung rechtlicher und kirchenrechtlicher Vorschriften im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch.

Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Machtstrukturen und Aktenanalyse“ (April 2023)

Informationen des Erzbistums Freiburg…

Im Bistum Rottenburg-Stuttgart veröffentlichte die Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (AK-DRS), die sich unter Leitung des Tübinger Strafrechtlers Prof. Dr. Jörg Eisele im Januar 2022 konstituiert hatte, inzwischen zwei Jahresberichte. Das Gremium pflegt zwar regelmäßigen Austausch mit der diözesanen Kommission sexueller Missbrauch (KsM), deren Aufagbe u.a. die Beratung des Bischofs und die Präventionsarbeit ist, betont aber seine Unabhängigkeit bei der Aufarbeitung von Personalakten und anderen Dokumenten.

Jahresbericht 2022 der Aufarbeitungskommission (Februar 2023)

Jahresbericht 2023 der Aufarbeitungskommission (April 2024)

Informationen der Aufarbeitungskommissiion der Diözese Rottenburg-Stuttgart…

Informationen der Diözese Rottenburg-Stuttgart…

Im Juni 2022 wurden in der Öffentlichkeit Missbrauchsvorwürfe gegen den zwei Jahre verstorbenen Priester Winfried Pilz laut, die sich bald bewahrheiteten. Der Fall des charismatischen Jugendseelsorgers im Erzbistum Köln und späteren Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ (2000-2010) fand ein überwältigendes Echo in Kirche und Öffentlichkeit. Die Diskussion um den Umgang mit dem von ihm getexteten geistlichen Lied „Laudato si“ dauert bis heute an.

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ gab im November 2022 ein externe Untersuchung bei der Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen in Auftrag. Seit August 2023 liegt die „Untersuchung zu Pfarrer Winfried Pilz während seiner Zeit als Präsident des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘ e.V. von 2000 bis 2010“ vor.

Abschlussbericht von Rechtsanwältin Dr. Bettina Janssen, Köln: Untersuchung zu Pfarrer Winfried Pilz während seiner Zeit als Präsident des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘ e.V. von 2000 bis 2010 (August 2023)

Informationen des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“…

Als erster Orden in Deutschland hat die Provinz der Franziskaner-Minoriten, die 40 Mitglieder in sechs Niederlassungen umfasst, eine unabhängige Untersuchung zu sexualisierter Gewalt durch Ordensbrüder veröffentlicht. Zu den Betroffenen zählen Kinder und Jugendliche in den Ordensinternaten und im Rahmen der Seelsorge. Das Gutachten wurde von den Rechtsanwältinnen Petra Ladenburger und Martina Lörsch, Köln, erarbeitet und reicht zurück bis in die 1960er Jahre. Es ist die erste Studie auf der Basis der 2021 getroffenen Vereinbarung der Deutschen Ordensobernkonferen (DOK) mit dem Missbrachsbeauftragten der Bundesregierung.

Abschlussbericht: Sexualisierte Gewalt im Tätigkeitsbereich der Deutschen Provinz der FranziskanerMinoriten (Juni 2024)

Pressemitteilung der Kanzlei Ladenburger & Lörsch…

Informationen der Deutschen Provinz der Franziskaner-Minoriten…

 

 

 

Die Caritas im Bistum Mainz hat am Dienstag eine Studie zu den früheren Kinderkurheimen in Allerheiligen/Schwarzwald und im hessischen Bad Nauheim vorgestellt. In den den beiden Einrichtungen des Diözesancaritasverbandes (DiCV) haben viele der Kinder keine erholsame Zeit verbracht. Sie wurden kontrolliert, eingeschüchtert und gedemütigt, manche waren auch der Gewalt der Betreuer ausgeliefert, heißt es  in der Studie, die vom Büro für Erinnerungskultur in Babenhausen vorgelegt wurde. Der Historiker Holger Köhn hatte dafür ein Jahr lang in verschiedenen Archiven recherchiert.

Aufarbeitung und Dokumentation: Caritas-Kinderheilstätte St. Josef, Bad Nauheim/Caritas-Kinderkurheim Allerheiligen, Schwarzwald

Informationen des Büros für Erinnerungskulturen, Babanhausen

Informationen des Diözesancaritasverbandes Mainz

Im Oktober 2021 stellte die Commission indépendante sur les abus sexuels dans l’Église (CIASE) , die unabhängige Kommission zu sexuellem Missbrauch in der Kirche, die unter Leitung des Juristen Jean-Marc Sauvé sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche Frankreichs untersucht hatte, ihren Abschlussbericht (franz. u. engl.) vor.

Die Schweizer Bischofskonferenz, die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz sowie die Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz haben 2022 beim Historischen Seminar der Universität Zürich das Pilotprojekt zur Geschichte sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Auftrag gegeben. Der Schlussbericht ist im November 2023 veröffentlicht worden.

Eine erste große Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland wurde am 27. Januar 2024 in Hannover veröffentlicht. Der Forschungsverbund ForuM, ein Zusammenschluss verschiedener Hochschulinstitute, hat sie im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erarbeitet.

Eine internationale kirchengeschichtliche Untersuchung zu sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Angehörige des Jesuitenordens im 17. und 18. Jahrhundert hat der deutsche Historiker und Theologe Ulrich L. Lehner unter dem Titel Inszenierte Keuschheit veröffentlicht.

Aktualisierungen/Ergänzungen:
26.06.2024 Ankündigung einer Studie in drei ostdeutschen (Erz-)Bistümern und der Militätseelsorge
24.05.2024 Vergabe einer Studie zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum Bamberg
08.03.2024 Ausschreibung neuer Studie im Bistum Hildesheim
01.02.2024: Ergänzung: Deutsche Franzikanerprovinz gibt Studie in Auftrag.
28.01.2024: Hinweis auf die Studie zu sexuellem Missbrauch im Bereich der evangelischen Kirche.
25.11.2023: Ergänzung: 2. Zwischenbericht im Bistum Trier.
21.11.2023: Ergänzung Forschungsprojekte zu Missbrauch in der DPSG und in der Kongregation der St. Franziskusschwestern Vierzehnheiligen.

26.08.2023: Ergänzung Forschungsprojekt der Uni Münster zum geistlichen Missbrauch.
23.05.2023: Ergänzende Informationen zur Studie im Bistum Passau.
20.03.2023: Anküdigung Studie Abtei Konelimünster.
19.03.2023: Start des Forschungsprojektes im Bistum Speyer.
23.01.2023: Veröffentlichungstermin des Freiburger Abschlussberichts.
19.01.2023: Veröfentlichungstermin der Essener Studie.

Eine Reihe von weiteren deutschen (Erz-)Bistümern haben Gutachten oder wissenschaftliche Studien zu (sexuellem) Missbrauch in Auftrag gegeben, die sich noch in der Erarbeitungsphase befinden.

Oben schon erwähnt wurden die Bistümer Osnabrück, Eichstätt und Trier, die bereits Teil- oder Zwischenberichte veröffentlicht haben.

Im August 2019 schlossen das Erzbistum Paderborn und die Universität Paderborn  eine Rahmenvereinbarung zur Durchführung eines unabhängigen Forschungsprojekts mit dem Titel „Missbrauch im Erzbistum Paderborn – Eine kirchenhistorische Einordnung. Die Amtszeiten von Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt (1941-2002)“. Im Rahmen der unter der Leitung der Kirchenhistorikerin Prof. Dr. Nicole Priesching durchgeführten Forschungen legten die beiden beteiligten Historikerinnen im Dezember 2021 eine erste Zwischenbilanz  in Form eines Interviews  vor.
Die im Sommer 2022 konstituierte Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Paderborn regte an, das Forschungsprojekt auf die Amtszeit des am 1. Oktober 2022 emeritierten Erzbischofs Hans Josef Becker (2003-2022) auszudehnen. Daraufhin wird die Studie jetzt in zwei Teilprojekte aufgeteilt. Ergebnisse zum Teilprojekt I sollen Anfang 2025, zum Teilprojekt II ein Jahr später vorliegen.

Nachdem es durch die Würzburger Kanzleien  Dr. Schrepfer & Kollegen  sowie Cornea Franz Rechtsanwälte  im Jahre 2019 Aktenaufarbeitungen zu Missbrauchsfällen im Bistum Würzburg gegeben hatte, ist im September 2021 ein historiographisches Projekt zur Erforschung von Missbrauch durch Priester seit 1945 zwischen dem Bistum und der Universität Würzburg vereinbart worden, dessen Leitung Prof Dr. Dominik Burkard, Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, übernimmt. Das Bistum Würzburg stellt die finanziellen Mittel bereit, sichert ansonsten aber völlige wissenschaftliche Unabhängigkeit zu. Die Laufzeit des Projektes wird mit fünf Jahren angegeben.

Einen eigenen Weg ging bisher das Bistum Dresden-Meißen  . Man entschied sich dort für ein örtlich begrenztes Pilotprojekt , das im September 2021 mit einer Auftaktveranstaltung in der Gemeinde Heidenau gestartet wurde. Zum weiteren Pojektverlauf gibt es bisher keine Informationen.

Im Bistum Speyer  hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission das Forschungsprojekt  „Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)“ gestartet. Die Leitung des Projektes, das historischen, verwaltungswissenschaftlichen und sozialpädagogischen Fragestellungen nachgehen soll, hat an der Universität Mannheim die Historikerin Prof. Dr. Sylvia Schraut übernommen. Die Laufzeit wird mit vier Jahren angegeben. Geplant sind zwei Studien: eine Strukturanalyse des sexuellen Missbrauchs im Bistum am Ende des zweiten Jahres und differenzierte Fallanalysen nach vier Jahren. Ergebnisse sind also 2025 bzw. 2027 zu erwarten.

Vom Bistum Passau wurde im Juli 2022 die Inauftraggabe einer historischen Studie unter dem Titel „Sexueller Missbrauch von minderjährigen Schutzbefohlenen durch katholische Kleriker im Bistum Passau 1945 – 2020 – Ausmaß und Umstände – Reaktionen und Handha­bung seitens Kirche, Öffentlichkeit und sozialem Umfeld der Betroffenen“ bekannt gegeben. Erarbeitet wird sie an der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Marc von Knorring. Projektstart war im Herbst 2022. Bei einer veranschlagten Laufzeit von drei Jahren werden Ergebnissen Mitte bis Ende 2025 vorliegen.

Seit Dezember 2022 untersucht die Theologin Prof. Dr. Judith Könemann an der Universität Münster im Auftrag der Bistümer Münster und Osnabrück sowie der Deutschen Bischofskonferenz das Phänomen des geistlichen Missbrauchs in Geistlichen Gemeinschaften. Könemann arbeitet am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie und beschäftigt sich u.a. auch mit Genderforschung.

Laut Medienberichten vom 11. Januar 2023 plant das Bistum Augsburg und seine Unabhängige Aufarbeitungskommission eine Missbrauchsstudie bei einer bayerischen Universität in Auftrag zu geben, die einen „von den bisher in verschiedenen Bistümern vorliegenden Gutachten abweichenden Blickwinkel einnehmen“ soll. Bisher hatte es im Bistum Augsburg zwei Einzelstudien zu Kinderheimen gegeben. Im Februar 2019 legte eine Arbeitsgruppe den Schlussbericht zu Vorgängen und Vorfällen im Kinderheim Heilig Kreuz in Donauwörth vor, und im August 2021 folgte der Bericht einer Projektgruppe zur „Aufklärung der Fälle körperlicher und sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Josefsheim Reitenbuch sowie im Marienheim Baschenegg„.

Nach dem Rücktritt des Abtes der Benediktinerabtei Kornelimünster(Bistum Aachen) im Februar 2023 hat der Konvent „eine unabhängige Studie oder ein Gutachten“ zur Aufarbeitung körperlicher und sexualisierter Gewalt in der ehemaligen Klosterschule und dem angeschlossenen Internat angekündigt. Grund für den Rücktritt von Abt Friedhelm Tissen OSB war die Verschleppung der Missbrauchsaufarbeitung seit 2010. (katholische.de)

Im Oktober 2023 kündigte die Bundesleitung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) an, Machtmissbrauch im katholischen Jugendverband von unabhängigen Wissenschaftlern untersuchen zu lassen. Ein Kooperationsvertrag zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Studie wurde mit Prof. Dr. Ludwig Stecher (Universität Gießen) und Prof. Dr. Sabine Maschke (Universität Marburg), beide Erziehungswissenschaftler, abgeschlossen.

Die Kongregation der St. Franziskusschwestern Vierzehnheiligen gab im November 2023 bekannt, dass sie in Zusammenarbeit mit der Theologin Prof. Dr. Barbara Haslbeck (Universität Regensberg) ihre eiigene Geschichte aufarbeitet. Dabei geht es auch um Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer der Gemeinschaft, den italienischen Priester Peter Natili (1842-1914). Im Rahmen einer Dissertation soll das vorhandene Aktenmaterial aufgearbeitet werden.

Die Deutsche Franziskanerprovinz gab am 31. Januar 2024 bekannt, dass sie das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München mit der Erarbeitung einer Studie beauftragt hat, die das Ausmaß sexualisierter Gewalt im Bereich der Ordensgemeinschaft sowie die Hintergründe und den Umgang mit (potenziellen) Tätern und den Betroffenen untersuchen soll. Die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Untersuchung sollen Ende 2025 vorliegen und veröffentlicht werden.

Das Bistum Hildesheim hat im März 2024 angekündigt, eine weitere wissenschaftliche Studie zu sexsualisierter Gewalt in Auftrag zu geben. Sie soll den Zeitraum von 2017 bis 2021 umfassen und die bisherigen Studien ergänzen. Geplant sind zwei Teilstudien. Eine soll Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in den Blick nehmen und Strukturen herausarbeiten, die dort Gewalt ermöglicht haben. Die andere Teilstudie soll die Lebensgeschichten von Betroffenen und Co-Betroffenen in den Fokus stellen.

Das Erzbistum Bamberg hat im Mai 2024 eine Studie vergeben, die ab Juli 2024 unter der Leitung des Greifswalder Kriminologen und Strafrechtlers Stefan Harrendorf, der Berliner Psychologin Renate Volbert und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums bis 2026 erarbeitet werden soll. Die Studie untersucht sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Schutzbedürftigen durch Kleriker zwischen 1946 und 2022.

Die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (IKA) der (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und der Katholischen Militärseelsorge fasste im Juni 2024 den Beschluss, möglichen Missbrauch durch Geistliche in den Bistümern aufzuarbeiten. Eine Studie soll in Kürze ausgeschrieben werden. Die IKA möchte dabei einen sozialwissenschaftlichen Ansatz wählen, bei der als zentrale Aspekte „die Betroffenen mit der Perspektive der Ermächtigung“, „die Täter mit der Perspektive der Verantwortungsübernahme“ sowie „die Gemeinden mit der Perspektive der Partizipation“ im Fokus stehen sollen.

 

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